Sanierung und Dämmung

Michael Cremer

Sanierung und Dämmung:

Sanierung und Dämmung:

  1. Gesetzliche Grundlagen

Experten sind sich einig, dass der hohe weltweite Verbrauch fossiler Energien wesentlich zum Klimawandel beiträgt. Gleichzeitig werden für die Gewinnung von Erdöl und Erdgas immer aufwändigere Technologien wie Fracking eingesetzt.

Der Energieverbrauch privater Haushalte beträgt ca. ¼ des Gesamtenergieverbrauchs in Deutschland. Alleine für die Heizung verbrauchen wir davon mehr 66% dieser Energie, hinzu kommt der Bedarf für Warmwasser mit ca. 17%. Mit der Energiemenge für Heizung und Warmwasser könnte man sämtliche Pkw in Deutschland rein elektrisch betreiben. (Quelle: https://www.umweltbundesamt.de/daten/private-haushalte-konsum/wohnen/energieverbrauch-privater-haushalte#endenergieverbrauch-der-privaten-haushalte)

Der Gesetzgeber hat sich daher entschieden, den Energieverbrauch von Gebäuden zu reduzieren. Mit dem GEG (Gebäude-Energie-Gesetz) und dem EEG (Erneuerbare Energien Gesetz) wurden die Grundlagen für nachhaltiges Bauen und Renovieren 2020 neu definiert. Das GEG hat dabei die bis dahin geltende EnEV (Energie-Einspar-Verordnung, das EEWG (Erneuerbare Energien Wärmegesetz) und das EnEG (Energie-Einspargesetz) abgelöst.

  1. Vorteile einer energetischen Sanierung

Energetische Sanierungsmaßnahmen führen zu einem geringeren Heizwärmebedarf und machen so unabhängig von Preisschwankungen oder Steigerungen von Brennstoffkosten. Dies ist natürlich die erste Motivation für entsprechende Maßnahmen. Die Frage ist dann, ob sich diese Investition auch rechnet?

Hier muss natürlich immer der Aufwand gegen den Nutzen abgewogen werden, auch die eingesetzte Technologie sollte gut überlegt werden. Die Stiftung Warentest hat in einem Sonderheft im Juli 2021 festgestellt, dass sich bei Gebäuden, die vor 1980 errichtet wurden, eine Dämmung bereits nach weniger als 10 Jahren amortisiert.

Ein wesentlicher Pluspunkt einer Dämmung ist die Zunahme an Behaglichkeit. Die Dämmung sorgt dafür, dass die Unterschiede zwischen Wand- und Raumtemperatur abnehmen, so fühlt sich der Raum deutlich gemütlicher an. Zudem wird der Tauwasserausfall an Wänden (etwa im Bad) deutlich gesenkt, was wiederum die Gefahr von Schimmelpilzen minimiert.

Neben dem Verbrauch an Heizöl oder Erdgas gibt es daher eine Vielzahl von Vorteilen, vor allem den besseren Wohnkomfort.

Mieter und Vermieter können von Sanierungen gleichermaßen profitieren. Für den Vermieter erhöht sich zunächst der Wert seiner Immobilie. Ein weiterer Pluspunkt ist die Vermeidung von witterungsbedingten Bauschäden, da die tragende Struktur des Gebäudes durch die Dämmung weniger starken Temperaturschwankungen ausgesetzt ist.

Der Vermieter profitiert natürlich von deutlich geringeren Nebenkosten und einem angenehmeren Raumklima. Im Passivhausstandard kann im Warmmietenmodell sogar auf die Ablesung von Wärmemengenzählern verzichtet werden

 

  1. Heizung oder Dämmung?

Häufig stellt sich die Frage: Neuer Heizkessel oder Dämmung? Viele alte Heizkessel sind nicht mehr zeitgemäß und sollten aus unterschiedlichen Gründen ausgetauscht werden. Schadstoffemissionen oder schlicht der Verbrauch sind gute Gründe für den Austausch des Heizungssystems. Aber: Der Verbrauch wird durch den Bedarf definiert. Daher sollte zunächst der Dämmstandard des Hauses untersucht werden, damit die Heizungsanlage nach weiteren Sanierungsschritten nicht überdimensioniert ist.

Ein Beispiel: Der Bauherr möchte eine Fußbodenheizung. Die Fußbodenheizung hat eine maximale Vorlauftemperatur von 40°C. Diese Temperatur kann über eine Wärmepumpe effizient bereitgestellt werden, aber durch die schlechte Wärmedämmung geht dem Haus so viel Energie verloren, dass die Heizung diesen Energiebedarf nicht decken kann. Die Folge sind immense Stromkosten und eine kalte Wohnung.

Daher gilt die Grundregel: Erst dämmen, dann Heizung sanieren!

  1. Kosten und Nutzen

Die Kosten einer energetischen Sanierung sind wie alle Kosten im Bau stark vom Umfang der Maßnahmen, aber auch von der gewissenhaften Planung und Durchführung abhängig. Daher sollte an erster Stelle eine Bedarfsermittlung stehen. Diese richtet sich nach dem Zustand des Gebäudes und nach den individuellen Wünschen des Bauherrn. Auf dieser Basis sollte dann ein entsprechender Sanierungsfahrplan die Umbaumaßnahmen und deren Umsetzung begleiten.

  1. Baustoffe

Dämmwerkstoffe werden oft sehr pauschal beschrieben, tatsächlich gibt es aber eine Vielzahl von Dämmstoffen und dämmenden Bauweisen. Unterschieden werden die Dämmstoffe nach ihrer Beschaffenheit in mineralische und organische Dämmstoffe, in nachwachsende oder synthetische Werkstoffe, aber vor allem nach Anwendung, Brandschutzklasse und Wärmeleitfähigkeit.

Welcher Dämmstoff und welcher Wandaufbau benötigt wird, richtet sich nach dem Gewerk (Dach, Wand, Keller, Geschossdecke etc.) und natürlich auch nach Kriterien wie Ökologie oder Brandschutz.

  1. Heizungssysteme und Warmwasser

Wie bei den Dämmstoffen gibt es die unterschiedlichsten Technologien und Konzepte, sowohl für die Heizung als auch für die Warmwasserversorgung. Hochgedämmte Häuser benötigen praktisch gar keine Heizung, alle weiteren Gebäude sollten entsprechend ihres Dämmstandards mit passenden Heizungssystemen ausgestattet werden. Neben der klassischen Gastherme bieten sich je nach Platzangebot, Lage, klimatischen Bedingungen auch Wärmepumpen, Pellets oder Kombinationen mit Solarthermie an. Auch passive Systeme, etwa die Nutzung von Speichermassen oder zurzeit noch exotische Systeme wie Brennstoffzellen oder Eisspeicherheizungen sind möglich. Welches System für welchen Bedarf die beste Lösung ist, hängt wie bei der Dämmung von mehreren Faktoren ab, die gut gegeneinander abgewogen werden sollten.

 

  1. Luftdichtheit

Ein häufig genanntes Argument gegen die Dämmung ist die Aussage, gedämmte Häuser würden „nicht atmen“ oder „schwitzen“ und würden deshalb schneller schimmeln. Dies ist ein Vorurteil, das technisch betrachtet völlig unsinnig ist und auf der Annahme beruht, man dürfe in einem gut gedämmten Gebäude nicht lüften. Hin und wieder hört man auch, in hochgedämmten Häusern könne man „ersticken“.

Luftdichtheit ist ein sehr weit gefasster Begriff. In der industriellen Dichtheitsprüfung weiß man, dass es eine absolute Luftdichtheit nicht gibt. Hoch gedämmte Häuser verhalten sich in der „Dichtheit“ zu technischen Systemen eher wie der berühmte Schweizer Käse.

Ein Haus gilt als „luftdicht“ nach Passivhaus-Kriterien, wenn es pro Stunde nicht mehr als das 0,6-fache seines (Wohnraum-)Volumens bei einer Druckdifferenz von 50 Pa „verliert“. Natürlich dürfen sie ein entsprechend luftdichtes Haus nach Belieben lüften. Tatsächlich liegt der Vorteil aber darin, dass die gute Dämmung des Hauses den Einsatz eines aktiven Lüftungssystems ermöglicht. Dieses wiederum kann bei entsprechender Auslegung mit minimalem Strombedarf betrieben werden und zudem effizient heizen. Ein weiterer Vorteil ist die gleichmäßige Verteilung der Wärme. Da warme Luft mehr Wasser aufnehmen kann als kalte Luft, wird somit der Ausfall von Kondenswasser effizient vermieden und damit kann der Nährboden für Schimmelbildung gar nicht erst entstehen.

Die gleichbleibend hohe Luftqualität und zugfreie Verteilung der gefilterten Zuluft im Haus wird dabei über einen Wärmeüberträger durch die Abluft und ein zuschaltbares Heizregister effizient erwärmt und kann bei Bedarf auch gekühlt werden.